Wir sehen, wie wichtig es ist sich ein Bild von der derzeitigen Wassertiefe zu machen und gegebenenfalls auch die Entwicklung der nächsten Stunden oder Tage zu berücksichtigen. Um die derzeitige Wassertiefe ( WT ) zu ermitteln, können wir nur loten. Entweder mit einem Handlot oder mit einem Echolot.
Das Handlot besteht aus einer 30 m langen Leine und einem kegelförmigen Bleigewicht, das ca. 1 bis 1,5 kg schwer ist. Auf der Unterseite des Lotgewichtes befindet sich eine Aussparung für die sogenannte Lotspeisung.
Die 30 m lange Lotleine ist im Abstand von einem Meter mit Plastiknoppen ver- sehen, die nach je 10 Meter eine andere Farbe haben.
Bei aufgestoppten Motor wird das Lot- gewicht an der Leine zu wasser gelassen, bis es den Grund erreicht hat.
Dann nimmt man die Leine kurzstark, zieht sie also nur leicht an bis die Leine etwas gespannt ist. Jetzt kann man die Wassertiefe an der Stelle ablesen, an der die Leine von der Wasseroberfläche umspült wird.
Holt man das Lot wieder an Bord, kann man anhand der Lotspeisung in der Aussparung unterm Bleigewicht, eventuell Rückschlüsse über den Untergrund treffen. ( Rückstände von Lehm, Sand oder ähnlichem )
Das Loten mit einem Handlot geht auch bei langsamer Fahrt voraus. Man wirft das Bleigewicht voraus ins Wasser und nimmt es kurzstark wenn sich das Boot genau darüber befindet. So haben wir die gesamte Wassertiefe ermittelt.
Um nicht aufzulaufen dürfte für uns die Wassertiefe unterm Kiel ( WuK ) viel interessanter sein. Nichts leichter als das, Wassertiefe ( WT ) minus Tiefgang des Schiffes ( Tg ) gleich Wassertiefe unterm Kiel ( WuK ).
. . . und schon haben wir unsere erste Formel ! WT = Tg + WuK
Bequemer geht es mit einem Echolot. Beim Echolot haben wir unterm Schiff einen Impulsgeber und einen Empfänger. Der Impulsgeber sendet mittels Ultraschall einen Impuls in Richtung Meeresboden aus. Der Meeresboden reflektiert die Schallwellen und der Empfänger stoppt die Laufzeit zwischen dem Aussenden des Impulses und dem Empfang des Echos. Anhand dieser Zeitmessung berechnet der Rechner die zurückgelegte Strecke durch das Wasser und teilt diesen Wert durch zwei. Auf diese Weise erhalten wir die Lotungstiefe zwischen der Einbautiefe des Echolotes ( TEL ) und dem Meeresgrund. Wenn wir diese Messung in eine Formel packen, hätten wir WT = TEL + EL.
Verändern wir den TEL-Wert um die Einbautiefe des Echolotes, erhalten wir die Wassertiefe unmittelbar angezeigt. Wird die Differenz zwischen Kieltiefe und Einbautiefe des Echolotes eingegeben, so zeigt uns das Instrument die unmittelbare Wassertiefe unterm Kiel an. Eine genaue Messung auf Zentimeter oder gar Millimeter wäre unsinnig, weil der Meeres- boden selten spiegelglatt ist und Unebenheiten rund um die Messstelle für Unsicherheit sorgen würde.
Die Wassertiefenangaben in einer Seekarte beziffert die Wasserhöhendifferenz zwischen Meeresgrund und der Bezugsebene ( KN - Seekartennull ). Somit hat dieser Wert kaum etwas mit der realen Wassertiefe zu tun und das sollte uns bewusst sein. Wir können aber davon ausgehen, dass wir nur in einer extremen Ausnahmesituationen eine geringere Wassertiefe vorfinden werden und das dient der Sicherheit !
Bleibt die Frage offen, wenn wir unterwegs sind, welche Wassertiefen erwarten uns ?
Wie wir gesehen haben ist die Wassertiefe unter KN ( Seekartennull ) eine relativ feste Größe, die sich zwar im laufe der Zeit auch verändert, aber nicht in wenigen Stunden. Die Wasser- höhe über KN verändert sich in Tidengewässern ständig und wird als Höhe der Gezeit ( H ) bezeichnet.
Die Bezeichnung "Höhe der Gezeit" ist etwas irreführend, weil sie auch die Wasserhöhen- differenzen beinhalten, die durch Luftdruck und Wind verursacht worden sind. Die Wasser- höhe, die sich auf die astronomische Gezeit beziehen können wir ermitteln, aber die Wasserhöhe aus Luftdruck und Wind können wir nur schätzen !
Eine Hilfestellung für diese Schätzung gibt uns das BSH ( Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie ) zweimal Täglich in den Wetterberichten. Dort heißt es dann z.B. das mittlere Morgenhochwasser am .... wird voraussichtlich um ... Dezimeter höher oder niedriger ausfallen. Trotzdem und vor allem, wenn uns solche Informationen nicht zur Verfügung stehen, sollten wir einen entsprechenden Sicherheitsabstand ( SA ) einkalkulieren.
Ein zu kleiner Sicherheitsabstand kann gefährlich werden, ein zu großer schadet nicht !
es geht weiter Heinz Rose
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