Wir werden auch Tage finden an denen ein Hoch- bzw. ein Niedrigwasser in den folgenden Tag hineinfällt. Das liegt daran, dass die Umlaufbahn des Mondes und die Drehrichtung der Erde die gleiche ist. Wenn sich die Erde einmal um ihre eigene Achse gedreht hat, dann ist der Mond rund 13° auf seiner Umlaufbahn weitergewandert.
Erst nach rund 24 Stunden und 50 Minuten stehen sich beide Planeten wieder in gleicher Position gegenüber. Diese Zeitdifferenz von rund 50 Minuten pro Tag sorgt dafür, dass hin und wieder ein Hoch- bzw. ein Niedrigwasser in den folgenden Tag fallen kann.
Wenn der Mond über Zentralasien steht, dann hat seine Gravitationskraft wenig Einfluss auf die Wasserstände, weil dort keine größeren Wasserflächen vorhanden sind. Selbst Randmeere wie das Mittelmeer, Schwarzes Meer usw. haben zu wenig Wassermasse, um in der kurzen Zeit, in der der Mond dieses Randmeer "überfliegt" einen "Gravitationswasserberg" voll auszubilden.
Zur Erinnerung, die Erde dreht sich am Äquator mit einer Geschwindigkeit von rund 1667 km pro Stunde und das Wasser ist sehr träge ! Wenn jedoch der Mond über einem der Weltmeere steht, wie z.B. Atlantik, Pazifik usw., dann ist genug Wassermasse und Zeit vorhanden, um einen "Gravitationswasserberg" auszubilden.
Er wird zwar in der Höhe lediglich zwischen 0,25 und 1 m liegen, die wir kaum wahrnehmen können, weil Wasser meist in Bewegung ist und ein Höhen- anstieg in dieser Größe über etliche Kilometer vom Winkel her nicht wahrnehmbar ist. Doch die Masse, die sich in der riesigen Fläche verbirgt, macht's !
Dort, wo sich Landmassen diesem "Wasserberg" entgegenstellen oder einengen, staut sich das Wasser auf, wie z.B. in der Deutschen Bucht. Dann werden aus den paar Zentimetern im Mittel bereits 2,7 m, im Ärmelkanal im Mittel 4,8 m und bis zu 12 m in St.Malo. Mit einem Wasserhöhen- unterschied von 17 m nimmt die Fundy Bay an der kanadischen Küste einen absoluten Spitzen- wert ein. Selbst das Wasser in den Flüssen kann nicht mehr abfließen, weil das Gezeitenwasser in die Flussmündungen hineindrückt und das Flusswasser staut sich vorübergehend landeinwärts auf.
Bei Hochwasser staut sich selbst in Hamburg, dass sicherlich nicht direkt an der Küste liegt, das Wasser um 3 bis 4 Meter auf, weil das Wasser der Elbe vorübergehend nicht ablaufen kann. Die Tidengrenze liegt beim chinesischen Chiangjiang bei 300 km landeinwärts, beim St.Lorenzstrom um die 700 km und am Amazonas sogar bei 850 km.
Durch das Aufstauen des Wassers wird sie Steigdauer verkürzt und die Falldauer des Wassers verlängert. Das führt in einigen Flüssen zu sehr schnellen Anstieg des Wasserstandes, was auch als Flutbrandung bezeichnet wird. In der Bucht des chinesischen Hangzhou rollt nach einer 1 m hohen Vorbrandung eine fast senkrecht Wasserwand von 2,5 bis 3 m Höhe, bei einer Breite von ca. 10 km und mit einer Geschwindigkeit von ca. 20 bis 26 km/h. Dabei erhöht sich der Wasserstand um 3 bis 5 Metern in nur 5 Minuten ! Auch der Amazonas bildet eine Flutbrandung aus. Wenn die Flut pro Minute 400.000 m3 Wasser in den Amazonas drückt, dass ist 4 mal so viel Wasser wie in der gleichen Zeit die Niagarafälle herunterstürzt, dann entsteht eine Flutwelle, die bis zu 5 m Höhe erreichen kann und sich mit einer Geschwindigkeit von rund 40 km/h flussaufwärts bewegt. Diese Erscheinung wird auch als krachende Wasser bezeichnet. Sie verebben erst ca. 6 bis 700 km landeinwärts und sind ca. 20 km weit zu hören.
es geht weiter Heinz Rose
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